Große Freude beim Stadtteilnetzwerk Potsdam West: Die Sanierung des Nachbarschaftstreffs Lottenhof in der Geschwister-Scholl-Straße 34 geht einen entscheidenden Schritt voran. Am Donnerstag verkündete das Rathaus, dass die Landeshauptstadt die Pro Potsdam GmbH mit der Projektsteuerung für das Bauvorhaben „Lottenhof – Ostmoderne am Eingang zum Weltkulturerbe“ beauftragt hat und nach Unterzeichnung des Projektsteuerungsvertrags am 28. Juni die Arbeiten beginnen können.
Aus der einstigen DDR-Ausflugsgaststätte Charlottenhof soll ein Nachbarschaftshaus werden, um wetterunabhängig Projekte, Familienfeiern und Angebote aus und für die Nachbarschaft umzusetzen zu können.
„Natürlich freuen wir uns total, dass wir einen Schritt weiterkommen und es endlich losgeht“, sagt Paula Breithaupt, eine der beiden Leiterinnen des Vereins Stadtteilnetzwerk Potsdam West, die den Lottenhof verwalten. Bereits im Juni 2020 hatte das Sanierungsprojekt eine Förderzusage in Höhe von 1,97 Millionen Euro vom Bundesbauministerium erhalten und wurde in das Bundesförderwettbewerb „Nationale Projekte des Städtebaus“ aufgenommen. Auch die Stadt hatte ihre finanzielle Beteiligung zugesagt. Insgesamt wird mit Fördermitteln in Höhe von 2,95 Millionen Euro saniert.
„Eigentlich wollten wir in diesem Jahr schon einziehen“, sagt Breithaupt. Doch kam es mehrfach zu Verzögerungen, sodass zwischenzeitlich das baufällige Dach gestützt werden musste. Parallel wurden gemeinsam mit der Stadt erste Ausschreibungen veranlasst und Gutachten beauftragt.
Doch nun kommt neuer Schwung in das Sanierungsprojekt. Mit dem Projektsteuerungsvertrag übernimmt die Pro Potsdam die ersten zwei Leistungsphasen: die finanzielle Prüfung der Sanierung sowie die Erstellung eines neuen Zeitplans. Eine erste Begehung auf dem Areal des Lottenhofs habe bereits stattgefunden, so Breithaupt. „Es war ein angenehmer Austausch.“
„Die Sanierung des Pylonentragwerks des Gebäudes ist eine bauliche Herausforderung, für die wir aber gut vorbereitet sind. Denn am Luftschiffhafen haben wir bereits ein Pylonentragwerk saniert“, sagt Bert Nicke, Geschäftsführer der ProPotsdam. Mit der Unterzeichnung des Projektsteuerungsvertrags sei der Startschuss für ihre Arbeiten gegeben worden.
Das freut auch Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD): „Die Pro Potsdam wird in die Sanierung ihre ganze Erfahrung einbringen können, um den Lottenhof zu einem Ort der Begegnung zwischen den Menschen im Stadtteil zu entwickeln.“ Daten zu Baubeginn oder Fertigstellung sind noch nicht bekannt.
“2024 erwarten wir keine Einschränkungen. Was 2025 ist, müssen wir sehen.” Paula Breithaupt, Co-Leiterin des Vereins Stadtteilnetzwerk Potsdam West
Für den Lottenhof, der aktuell rege als Treffpunkt von der Nachbarschaft in Potsdam-West und der Brandenburger Vorstadt genutzt wird, heißt das: „2024 erwarten wir keine Einschränkungen. Was 2025 ist, müssen wir sehen“, so Paula Breithaupt. Auf der Terrasse des ehemaligen DDR-Lokals öffnet mittwochs bis sonntags ein Imbisswagen. Ab 12. Juli wird auf dem Hinterhof jeden Freitag Freiluftkino gezeigt. Seit Mai veranstaltet ein Potsdamer Kollektiv jeden Mittwoch die Bar „Mosa“. Auch weitere Veranstaltungen wie das dreitägige „Westival“ oder der „Lottenschwoof“ sind für den Sommer angekündigt.
Seit 2016 hat sich zudem wöchentlich die ehrenamtliche Fahrradwerkstatt „PlattenFix“ samt Austausch „Plapperfix“ sowie ein Nachbarschaftsgarten etabliert. Seit 2014 hatte sich die Nachbarschaft auf dem brachliegenden Gelände der Schlösserstiftung eingebracht.
Mit der Bundesförderung sei abgesichert, dass auch während der Sanierung Projekte auf dem Gelände stattfinden und sich Ehrenamtliche weiter einbringen können, sagte Breithaupt. „Uns war es ganz wichtig, dass wir während der Bauphase Nachbarschaftsarbeit leisten können“, sagt sie.
Die Nachbarschaft soll auch bei der Gestaltung des neuen Nachbarschaftshauses mit ihren Ideen eingebunden werden. Seit gut zwei Jahren organisieren sich 15 Nachbarn in der AG Bau. Ein gemeinsames Treffen mit der Landeshauptstadt Potsdam und der Pro Potsdam sei angedacht.
Das Stadtteilnetzwerk hat zudem zwei Honorarstellen besetzt: eine Koordinierungsstelle für die Sanierung des Lottenhofs sowie eine Stelle für die Fotodokumentation, die den Bauprozess begleitet. Parallel wird an einem Blog zum Sanierungsprojekt gearbeitet, der Ende des Jahres online gehen soll.
Das Projekt wird in Kooperation mit dem Stadtteilnetzwerk und der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten umgesetzt. Die Federführung bei der Landeshauptstadt obliegt dem Bereich sozial-kulturelle Stadtteilarbeit. Begleitet wird das Projekt durch einen Fachbeirat unter Leitung des Fachbereichs Wohnen, Arbeit und Integration. Diesem gehören Mitglieder des Sozial- und Kulturausschusses, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, des Arbeitskreises der Nachbarschafts- und Begegnungshäuser sowie des Stadtteilnetzwerkes an.