Am Südeingang des UNESCO-Weltkulturerbes Schlosspark Sanssouci liegt der Lottenhof, ein architektonisches Kleinod und baukulturelles Erbe der DDR. Das Gebäude, 1971 als Gaststätte errichtet, stand ab 2010 leer, und das Gelände drohte zu verfallen. Doch 2014 begannen engagierte Bürger:innen, das Areal in einen Ort nachbarschaftlicher Gemeinschaft zu verwandeln.
Ein Nachbarschaftsgarten entstand, in dem gemeinschaftlich Beete angelegt und gepflegt wurden. Heute ist der Lottenhof ein lebendiger Treffpunkt für zahlreiche Projekte und Gruppen, die von der Landeshauptstadt Potsdam (LHP) gefördert und vom Stadtteilnetzwerk Potsdam-West e.V. (STNW) koordiniert werden. Hier wird repariert, getanzt, künstlerisch gearbeitet – und vor allem Gemeinschaft gelebt.
Der Lottenhof zeigt, wie gesellschaftliche Teilhabe durch bürgerschaftliches Engagement gelingen kann. Die Vision: Ein stadtteilorientiertes Zentrum, das soziale, kulturelle, bildungs- und freizeitgestaltende Angebote schafft und aktiv in den Stadtteil hineinwirkt.
Doch der Weg dorthin war nicht ohne Hürden. Zwischenzeitlich drohte das markante Saaldach einzustürzen. Ein Gutachten der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG), der Eigentümerin des Geländes, ergab, dass die tragenden Seile »komplett zu ersetzen« seien, da sie nicht mehr tragfähig waren. Es bestand die Gefahr, dass die Trossen reißen und das Dach einstürzen könnte.
Die Stiftung handelte schnell: Anfang 2022 wurde eine Stützkonstruktion in den Saal eingebaut, um das Dach zu sichern. Der Saal, der zuletzt in den 1990er-Jahren von der Diskothek »Charly« genutzt wurde und seitdem abgesperrt war, konnte so vor dem Verfall bewahrt werden.
Schon 2013 fanden erste Gespräche mit der SPSG statt, um die Idee eines Nachbarschaftshauses voranzutreiben. Im November desselben Jahres wurde eine Ideenwerkstatt veranstaltet, die breite Resonanz fand. Engagierte Bürger:innen entwickelten erste Visionen für ein offenes, generationsübergreifendes Begegnungszentrum.
Seit 2014 wurde das Gelände kreativ gestaltet und nachbarschaftlich genutzt. Auf Basis dieser Erfahrungen veröffentlichte das STNW 2020 unter Beteiligung der auf dem Gelände aktiven Menschen und mithilfe einer eigens dafür entstandenen Konzeptgruppe ein erstes Nutzungskonzept. Dieses diente als Grundlage für den erfolgreichen Antrag der Landeshauptstadt Potsdam, der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten und des STNW im Rahmen des Förderprogramms »Nationale Projekte des Städtebaus«. Im Oktober 2021 wurde der Förderbescheid bewilligt.
Im November 2022 gründete sich die AG Lottenhof Bau, die unter breiter Beteiligung der Nachbarschaft eine überarbeitete Variante des Nutzungskonzepts entwickelte. Das neue Konzept schließt den Ostflügel ein, der zuvor für eine Kurzzeit-Kita vorgesehen war, und setzt auf eine verstärkt multifunktionale Nutzung. Dabei wurden insbesondere die Bedarfe und Ideen aus der Nachbarschaft einbezogen. Dieses Konzept bildet die Grundlage für die nächsten Schritte im Sanierungsprozess, insbesondere für die baulichen Entwürfe.
Ein wichtiger Baustein der Öffentlichkeitsarbeit ist der jährlich im Mai stattfindende »Tag der Städtebauförderung«. Seit 2022 bietet er Besuchenden Einblicke in die laufenden Aktionen, die zukünftigen Nutzungspläne und die bereits entstandenen Ideen für den Lottenhof.
Eine zentrale Frage bei der Entwicklung des Lottenhofs ist, wer künftig die Verantwortung für den Betrieb und die Bewirtschaftung des Hauses – also die Trägerschaft – übernimmt. Der Vorstand des Stadtteilnetzwerks (STNW) initiierte dafür einen mehrstufigen Entscheidungsprozess. In diesem wurden drei Modelle analysiert und diskutiert:
Der alleinige Betrieb durch das STNW, eine Trägergemeinschaft mit anderen Vereinen,
die Einbindung eines externen Trägers, der das Haus betreibt und an das STNW vermietet.
Zwischen Juni und Oktober 2023 führte der ehrenamtliche Vorstand eine umfangreiche Recherche durch, tauschte sich mit anderen Vereinen aus und klärte die Rahmenbedingungen für Fördermittel mit der Landeshauptstadt Potsdam (LHP). Zudem wurde eine notwendige Personalstruktur samt Kostenschätzung entwickelt und mit der LHP diskutiert. Die Ergebnisse dieses Prozesses wurden der Mitgliederversammlung vorgestellt, die schließlich ein Zweiphasenmodell beschloss:
In einer ersten „Startphase“ (drei bis fünf Jahre) soll ein externer Träger den Betrieb übernehmen, um dem STNW den Fokus auf die inhaltliche Arbeit zu ermöglichen.
In einer anschließenden „Verstetigungsphase“ möchte das STNW die alleinige Trägerschaft übernehmen.
Der Vorstand arbeitet aktuell daran, geeignete Partner für die erste Phase zu finden.
Zum Ende des Jahres 2022 wurde eine Koordinierungsstelle als Schnittstelle für das gesamte Projekt beauftragt. Die Koordination des Sanierungsprozesses übernahm von Dezember 2022 bis September 2023 das Team Lisa Opel und Nicola Meyer. Nach unvorhersehbarer Beendigung der Zusammenarbeit übernahm daraufhin Laura van Altena übergangsweise die Projektkoordination – zunächst ehrenamtlich im Rahmen ihrer Vorstandsfunktion. Von Februar bis Dezember 2024 war sie als Honorarkraft tätig. Für die Zeit ab Januar 2025 ist die Finanzierung der Stelle gesichert, und das STNW plant, die Koordinierungsstelle in eine Festanstellung zu überführen, um diese besser in das Tagesgeschäft einzubinden.
Ein weiterer Meilenstein wurde am 28. Juni 2024 erreicht: Der Oberbürgermeister unterzeichnete den Projektsteuerungsvertrag mit der ProPotsdam. Mit Frau Dreger und Herrn Feist stehen uns zwei erfahrene Projektleiter:innen zur Verfügung. Herr Feist, Experte für Sonderbauten, brachte bereits Projekte wie die Leichtathletikhalle im Luftschiffhafen erfolgreich voran. Frau Dreger bringt umfassende Erfahrungen aus dem Kulturbereich mit und war unter anderem an der Planung des Kulturhauses Görlitz beteiligt.
Die Projektsteuerung konzentriert sich derzeit darauf, alle notwendigen Planungsleistungen zu beauftragen. Auf Grundlage des partizipativ entwickelten Nutzungskonzepts wird ein Architekturbüro beauftragt, bauliche Entwürfe zu erstellen. Diese sollen der Öffentlichkeit vorgestellt werden, bevor der Bauantrag im September 2025 eingereicht wird. Der Baubeginn ist für September 2026 geplant, die Bauphase soll 18 Monate dauern.
Mit diesem strukturierten und partizipativen Ansatz wird die Vision eines lebendigen Nachbarschaftszentrums Schritt für Schritt Realität.