Potsdam. Mit dem „Lottenhof“ an der Ecke von Geschwister-Scholl-Straße und Kastanienallee soll Potsdam West nicht nur ein neues Nachbarschaftshaus bekommen – es soll auch ein Gebäude mit ungewöhnlicher Architektur gerettet werden. Und nun geht es endlich los.
Die städtische Immobiliengesellschaft Pro Potsdam sucht derzeit in einer Ausschreibung Planer für die herausfordernde Sanierung.
Deshalb gibt es jetzt endlich auch einen Zeitplan für den „Lottenhof“: Laut den Unterlagen werden die Planungen und das Genehmigungsverfahren für den Bauantrag noch rund anderthalb Jahre in Anspruch nehmen. Baubeginn soll im September 2026 sein – und dann pünktlich zum Saisonbeginn im März 2028 soll der sanierte „Lottenhof“ endlich dem Stadtteilnetzwerk Potsdam West übergeben werden.
(Bild 1 – So sieht das einstige Restaurant von 1971 heute aus. Die elf Meter hohen Pylonen tragen das Dach des „gläsernen Saal“ – doch noch ist dieser einsturzgefährdet.)
„Es handelt sich bei dem Gebäude um den einzigen weitestgehend im Originalzustand erhaltenen Restaurant-Typenbau dieser Art.“
Schon heute und im Dornröschenschlaf bietet der Ort einiges: „Der Lottenhof ist unser Nachbarschaftsgarten, Open-Air-Kino, Treffpunkt am Gastrowagen, Fahrradwerkstatt, Integrationscafé und vieles mehr“ – so beschreibt das Stadtteilnetzwerk den Garten mit dem derzeit noch verschlossenen einstigen Restaurantgebäude.
Mit Fördermitteln von fast drei Millionen Euro des Bundesförderprogramms „Nationale Projekte des Städtebaus“ und der Stadt Potsdam soll bis 2028 aber ebenjener Bau wieder sichtbar und nutzbar werden. Die Pro Potsdam hat bei der Sanierung seit diesem Sommern den Hut auf.
„Die Sanierung des Pylonentragwerks des Gebäudes ist eine bauliche Herausforderung, für die wir aber gut vorbereitet sind“, erklärte Pro-Potsdam-Chef Bert Nicke damals.
Was er meint: Das Dach des Hauses und des großen Saals wird nicht getragen, sondern hängt an elf Meter hohen Stahlpfeilern. Das ermöglicht einen großen „gläsernen Saal“ ohne Säulen und mit vielen Fenstern für den Blick nach draußen. Die Sanierung einer solchen Architektur ist komplizierter als bei üblichen Gebäuden mit tragenden Wänden – vor allem, wenn die Pylonen schon mehr als 50 Jahre alt sind und seit vielen Jahren nicht instandgehalten wurden.
Aber die Pro Potsdam hat damit Erfahrungen: Das Dach der großen Mehrzweckhalle im Sportpark Luftschiffhafen wird ebenfalls von Pylonen getragen und wurde bereits saniert.
Der „Lottenhof“ ist dagegen ein Zwerg. Aber eben ein besonderer: „Es handelt sich bei dem Gebäude um den einzigen weitestgehend im Originalzustand erhaltenen Restaurant-Typenbau dieser Art“, heißt es in den Unterlagen.
Von 1969 bis 1971 wurde das Gebäude als Gaststätte „Charlottenhof“ unmittelbar am Parkeingang zum Schloss Charlottenhof errichtet – es basiert auf den Plänen eines Restaurants, das zuvor auf der Peißnitzinsel in Halle (Saale) gebaut worden war, mittlerweile aber nicht mehr existiert. Der „Lottenhof“ gehört bis heute der Stiftung Preußische Schlösser & Gärten, die es dem Stadtteilnetzwerk über ein Erbbaurecht zur Verfügung stellt.
Durch den Leerstand seit 2010 ist der Potsdamer Bau jedoch „stark geschädigt“. Lange trat Wasser ein. „Die Tragfähigkeit der Konstruktion ist nicht mehr gegeben, die Decke einsturzgefährdet“ und deshalb mit Stützen „notgesichert“, heißt es in den Unterlagen.